Nabelschnurblut spenden - öffentliche oder private Banken?

Nabelschnurblut heilt viele Krankheiten, eine Spende kann Leben retten. Aber wo einlagern? Die Entscheidung zwischen öffentlichen und privaten Nabelschnurbanken fällt nicht leicht.

37 000 Patienten weltweit wurden bereits mit Nabelschnurblut behandelt1, meist bei Blutkrebs und Erbkrankheiten. Ärzte sind sich einig, dass eine Einlagerung der wertvollen Nabelschnur-Stammzellen sinnvoll ist. Doch offen bleibt die Frage, wo werdende Eltern das Blut einlagern sollen - in öffentlichen oder in privaten Nabelschnurblutbanken?

Nabelschnurbanken im Vergleich

Quelle: PGCB, Stand 2015

Vor allem in zwei Punkten unterscheiden sich diese beiden Optionen: Verfügbarkeit und Kosten. Private Banken reservieren die Stammzellen aus der Nabelschnur für das eigene Kind, die Eltern tragen jedoch die Kosten. Öffentliche Banken hingegen stellen das Nabelschnurblut der Allgemeinheit zur Verfügung, dafür bleibt die Einlagerung für die Spender kostenfrei.

Wer über die Einlagerung von Nabelschnurblut nachdenkt, muss sich also zuerst über den wichtigsten Punkt klar werden: Geht es vor allem um das eigene Kind, oder sollen alle profitieren?

Spenden bei öffentlichen Nabelschnurblutbanken

In Deutschland gibt es momentan fünf öffentliche Banken, die Nabelschnurblut kostenlos einlagern. Finanziert werden sie durch Spenden und - falls eine Probe zur Transplantation angefordert wurde - durch Gelder aus den Krankenkassen. Eine Grundfinanzierung aus öffentlichen Geldern erfolgt nicht.

Die Folge ist ein chronischer Geldmangel. Öffentliche Banken sind daher in ihrer Kapazität stark beschränkt und können nur einen Bruchteil der Nabelschnurblut-Spenden annehmen. Die Nabelschnurblutbanken in Hannover und im bayerischen Gauting hat es sogar noch härter getroffen: Im Moment können sie überhaupt keine neuen Spenden mehr einlagern.

Wer das Nabelschnurblut einer öffentlichen Bank spendet, kann es nicht mehr zurückfordern - außer es wird dringend für eine Behandlung benötigt. Das geht allerdings nur, wenn die Spende nicht bereits für einen anderen Patienten verwendet wurde. In Ausnahmefällen sind auch "gerichtete Spenden" möglich: Ist etwa ein älteres Geschwisterkind bereits an Blutkrebs erkrankt, kann das Nabelschnurblut für die Therapie dieses Kindes reserviert werden.

Nicht jede Spende wird eingelagert

Die öffentlichen Nabelschnurbanken kooperieren mit ausgewählten Kliniken in der Region: In diesen findet die Geburt und die Entnahme des Bluts statt, nur die Einlagerung erfolgt in den Banken selber. Auf den jeweiligen Internet-Auftritten werden Listen bereit gestellt, in denen die entsprechenden Kliniken aufgeführt sind.

Öffentliche Banken lagern nicht jede Nabelschnurblut-Spende ein. Es gelten strenge Mindestanforderungen, eine davon betrifft das Volumen der Bluts: Ist es zu gering, enthält die Spende auch zu wenig Stammzellen und ist für manche medizinische Zwecke ungeeignet. In der Regel weist nur eine von vier Proben die notwendige Qualität auf, um eingelagert zu werden2.

Private Nabelschnurblutbanken

Bei privaten Banken bleibt das Nabelschnurblut Eigentum der Spenderfamilie - sie übernehmen dafür die Kosten der Einlagerung. Die Entnahme ist meist deutschlandweit in einer Vielzahl von Kliniken möglich. In der Regel werden die Proben mindestens 20 Jahre lang aufbewahrt.

Im Gegensatz zu öffentlichen Banken lagern private Anbieter praktisch jede Spende ein, auch wenn deren Volumen etwas geringer ausfällt. Die Standards bei der Aufbewahrung sind hoch - in Deutschland benötigt jeder Anbieter eine behördliche Zulassung.

Es gibt es in Deutschland noch drei Nabelschnurbanken, bei denen eine private Einlagerung von Nabelschnurblut möglich ist. Manche dieser Firmen verfolgen ein gemischtes Konzept: Das Blut bleibt Eigentum der Spender, die wichtigsten Eigenschaften werden aber in einer öffentlichen Datenbank hinterlegt. Meldet sich eine Klinik mit einem bedürftigen Patienten, können die Eltern frei entscheiden: Behalten sie das Blut für das eigene Kind oder spenden sie es dem Patienten und erhalten ihre Gebühren zurück.

Öffentliche Banken bei Therapien vorn

Private Banken haben weltweit bereits über 5 Millionen Proben von Nabelschnurblut eingelagert, in den öffentlichen lagert etwa 750 000 Spenden1. Doch bei den erfolgten Behandlungen dreht sich dieses Verhältnis um - das transplantierte Blut stammt fast immer aus öffentlichen Nabelschnurbanken. Dies hängt damit zusammen, dass es im Augenblick kaum Anwendungen für Eigenspenden gibt. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kind das eigene Blut benötigt, schätzen Experten auf etwa 0,04 bis 0,005 %3.

Doch an neuen Therapien wird eifrig geforscht - das eigene Blut könnte bald wertvoll werden. Heute kann niemand genau voraussehen, wie sich das Feld in Zukunft entwickeln wird. Werdende Eltern, die über eine Einlagerung nachdenken,können sich daher nicht nur auf harte Fakten verlassen - ein bisschen Hoffnung und Spekulation ist auch beteiligt.

1 Parent's Guide to Cord Blood, Infografik, Stand 2015 (Link)
2 Lauber et al., The Mannheim Cord Blood Bank: Experiences and Perspectives for the Future, Transfus. Med. Hemother. 2010 (Link)
3 C. Petrini, A comparative analysis of the opinions from European national and international ethics committees.., Blood Transfusion 2012, vol. 10, pp. 279-89 (Link)

Nabelschnurbanken im Vergleich

In privaten Banken lagert mehr Nabelschnurblut, aber die Spenden in den öffentlichen Banken ermöglichen die Mehrzahl der Transplantationen (Quelle: PGCB, Stand 2015)

Mehr zum Thema Nabelschnurblut

  • Nabelschnurblut einfrieren: Pro und Contra mehr...
  • Nabelschnurblut: Stammzellen für jede Gelegenheit? mehr...
  • Wie die Nabelschnur das Kind versorgt mehr...
  • Nabelschnurblut: Eigenblut oder Fremdspende? mehr...
  • Nabelschnurblut unterstützt die Therapie von Blutkrebs mehr...
  • Nabelschnurblut hilft vermutlich nicht bei Diabetes mehr...
  • Nabelschnurblut und Autismus - ein fragwürdiger Ansatz mehr...
  • Nabelschnurblut bei Zerebralparese - der mögliche Durchbruch mehr...
  • Nabelschnurblut für Erwachsene - Vermehrung vor dem Durchbruch? mehr...
  • iPS-Zellen aus Nabelschnurblut - Option für die Zukunft? mehr...
OK

Diese Webseite verwendet Cookies, die für das Bereitstellen der Seiten und ihrer Funktionen technisch notwendig sind.    Info