Metastasen sind die größte Gefahr bei Krebs

Metastasen verbreiten den Krebs im ganzen Körper. Die Tochtergeschwülste wachsen meist deutlich aggressiver – sie sind oft nur schwer zu behandeln.

Gefährlicher als der Primärtumor

Der Primärtumor lässt sich bei Brustkrebs oft gut behandeln, aber bei Metastasen ist die Prognose deutlich schlechter.

Krebs entsteht, wenn einzelne Zellen außer Kontrolle geraten. Und es sind auch einzelne Zellen, die den Krebs verbreiten. Sie verlassen den Tumor und wandern durch den Körper, um sich an anderer Stelle anzusiedeln. Diese Kolonien, Metastasen oder Tochtergeschwülste genannt, sind oft die eigentliche Gefahr bei einer Krebserkrankung.

Warum bilden sich Metastasen? Wie breiten sie sich aus? Forscher beschäftigen sich intensiv mit diesen Fragen. Aus gutem Grund: Metastasen sind für fast 90 % der Todesfälle bei Krebspatienten verantwortlich1.

Wenn Ärzte verhindern könnten, dass sich neue Kolonien bilden, hätten Krebserkrankungen viel von ihrem Schrecken verloren. Doch das wird nicht einfach. Denn bislang zeigt die Forschung vor allem, wie komplex und vielschichtig die Entwicklung von Metastasen ist.

Evolution der Krebszellen

Das Erbgut von Tumoren und Metastasen ist wandlungsfähig. Viele Krebszellen verändern sich rasch und entwickeln dabei neue Eigenschaften. Diese Entwicklung folgt ähnlichen Regeln, wie sie Darwin in seiner Evolutionstheorie formuliert hat2: Je aggressiver und gefährlicher die neuen Klone sind, desto eher setzen sie sich durch. Metastasen sind daher häufig das Produkt besonders aggressiver Klone.

Metastasen unterscheiden sich meist in vielen Merkmalen vom ursprünglichen Geschwür (dem Primärtumor). Ihr Erbgut ist instabil: Sie aktivieren neue Krebsgene und schalten dafür andere ab. Therapien, die den Primärtumor wirksam bekämpfen, können daher bei Metastasen wirkungslos sein. Und da manche Tumore ständig neue Metastasen bilden, nimmt die genetische Vielfalt immer weiter zu3 – und damit auch das Risiko, dass eine Kolonie auf keine Therapie mehr anspricht.

Metastasen unterscheiden sich auch von Krebs zu Krebs – manche Arten bilden häufiger Kolonien als andere4. So neigen Brust-, Lungen- und Hodenkrebs eher dazu, Metastasen zu bilden. Bei den Glioblastomen im Gehirn ist das hingegen nur selten der Fall. Zudem gibt es bevorzugte Stellen, an denen sich häufig Kolonien bilden – viele Primärtumore strahlen in Leber, Lunge oder Knochen aus5. In den Nebennieren finden Ärzte jedoch meist nur Metastasen, die von Lungen- oder Darmkrebszellen abstammen.

Einteilung der Metastasen

Es gibt zwei Wege, über die sich Metastasen im Körper ausbreiten können4. Ein Weg führt zunächst über die Lymphgefäße in die benachbarten Lymphknoten und dann über die Blutbahn in andere Organe (lymphogene Metastasierung). Der zweite Weg ist kürzer: Krebszellen wandern direkt aus dem Tumor in die Blutbahn und breiten sich dann weiter im Körper aus (hämatogene Metastasierung).

Je nach zurückgelegter Wegstrecke wird eine weitere Einteilung vorgenommen. Verbleiben die Kolonien in der Nähe des Primärtumors, sprechen Ärzte von regionalen Metastasen. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn die Lymphknoten im unmittelbaren Einzugsbereich besiedelt werden. Wandern die Krebszellen jedoch in andere Körperteile und weiter entfernt liegende Organe, werden diese Kolonien Fernmetastasen genannt.

Schwierige Therapie

Für Ärzte ist diese Vielfalt der Metastasen ein großes Problem: Wirksame Therapien werden fast unmöglich. Oft bleibt nur die mühsame Entfernung einzelner Kolonien durch den Chirurgen. Wenn sich nur wenige Metastasen im Körper ausgebreitet haben, hat dies sogar eine gewisse Aussicht auf Erfolg.

In einem fortgeschrittenen Stadium jedoch hat eine Operation meist nur das Ziel, dem Patienten möglichst viel Leid zu ersparen. Zwar haben neue zielgerichtete Therapien in Ausnahmefällen bereits erstaunliche Wirkungen erzielt – diese waren aber fast immer nur von kurzer Dauer. Auch die neuen Immuntherapien helfen bislang nur einem Teil der Patienten.

Forscher haben in den letzten zehn Jahren viel über Metastasen gelernt, aber fast jede neue Erkenntnis hat weitere Fragen aufgeworfen. Der Medizin konnten sie bislang kaum weiterhelfen: Beim Kampf gegen Krebs bleiben Metastasen der gefährlichste Gegner.

1 Ganesh und Massagué, Targeting metastatic cancer, Nature Medicine, Januar 2021 (Link)
2 DeGregori et al., Darwin’s Ideas on Evolution Drive a Radical New Approach to Cancer Drug Use, Scientific American, August 2019 (Link)
alle Referenzen anzeigen 3 Li et al., Untangling the web of intratumour heterogeneity, Nature Cell Biology, August 2022 (Link)
4 Deutsches Krebsforschungszentrum, Wie entstehen Metastasen?, Stand 05.07.2021, abgerufen am 24.07.2023 von krebsinformationsdienst.de (Link)
5 Deutsches Krebsforschungszentrum, Knochenmetastasen bei Krebs - Entstehung, Diagnose und Behandlung, Stand 08.06.2022, abgerufen am 21.07.2023 von krebsinformationsdienst.de (Link)

Gefährlicher als der Primärtumor

Der Primärtumor lässt sich bei Brustkrebs oft gut behandeln, aber bei Metastasen ist die Prognose deutlich schlechter.
Metastasen des Brustkrebs finden sich häufig in Lunge, Leber, Knochen und Gehirn.

Definition Metastasen

Metastasen sind Tochtergeschwülste eines Tumors aus einem anderen Körpergewebe. Sie stammen von bösartigen Krebszellen ab, die sich vom ursprünglichen Primärtumor gelöst und über Blut- und Lymphbahnen an ihren neuen Ort gewandert sind.

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Kurz und knapp

  • Metastasen siedeln sich oft in Lunge, Leber und Knochen an
  • bei der hämatogen Metastasierung wandern die Krebszellen durch das Blutsystem
  • bei der lymphogenen Metastasierung erfolgt die Verbreitung über die Lymphbahnen
  • regionale Metastasen siedeln sich in der Nähe des Primärtumors an
  • Fernmetastasen legen längere Strecken zurück
  • Metastasen sind oft aggressiver als der Primärtumor
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