Seit 2012 wurden fünf Gentherapien gegen Erbkrankheiten zugelassen, weitere werden demnächst folgen. Bislang sind es vor allem seltene Erkrankungen, die durch einen Eingriff in das Erbgut gelindert oder sogar geheilt werden. In Zukunft könnten aber auch Patienten mit Herzschwäche, Parkinson oder Alzheimer davon profitieren.
Allgemeines Verständnis
Hohe Kosten gefährden den ErfolgDie Geschichte der Gentherapie ist von ständigen Rückschlägen geprägt. Anfangs stellte die Sicherheit die größte Hürde dar, heute erschweren hohe Kosten eine weitere Verbreitung.
Warum sind Gentherapien so teuer?Eine kleine Zahl von Betroffenen muss die ganze Last der Entwicklung und Herstellung von Gentherapien tragen. Die Kosten betragen daher häufig eine Million Euro und mehr.
Warum dauert die Entwicklung so lange?Es hat Jahrzehnte gedauert, bevor Gentherapien den Weg in die Klinik fanden. Sorgen um die Sicherheit der Patienten gehörten zu den größten Hürden.
Genfähren: Viren ermöglichen die GentherapieViren sind gefürchtete Krankheitserreger, doch in der Gentherapie spielen sie eine zentrale Rolle: Ärzte nutzen sie als Genfähren, die fehlerfreie Gene in Patienten einschleusen.
Genscheren – Präzision für die GentherapieGenscheren können Fehler direkt im Erbgut reparieren und sind damit (theoretisch) bisherigen Gentherapien weit überlegen. Die ersten Studien mit Menschen haben begonnen.
Zugelassene Therapien
Zolgensma – spinale MuskelatrophieDie Gentherapie Zolgensma bremst den Muskelschwund bei der spinalen Muskelatrophie (SMA). In ersten Studien verbesserte sie die motorische Entwicklung und verlängerte das Leben der Betroffenen.
Zynteglo – ß-ThalassämieDie Gentherapie Zynteglo behandelt schwere Formen der Erbkrankheit ß-Thalassämie. Im besten Fall können die Betroffenen danach vollständig auf Bluttransfusionen verzichten.
Luxturna – frühkindliche ErblindungDie Gentherapie Luxturna lindert eine Form der Erblindung, die durch einen Defekt in dem Gen RPE65 verursacht wird. Die Behandlung bringt spürbare Verbesserungen, von einer Heilung ist sie aber weit entfernt.
Strimvelis – schwere ImmunschwächeDie Gentherapie Strimvelis hilft Kindern mit der schweren Erbkrankheit ADA-SCID. Die Behandlung ermöglicht oft ein weitgehend normales Leben, ist aber teuer und kann bislang nur in Italien durchgeführt werden.
Glybera – Lipoprotein-Lipase-DefizienzGlybera, die erste Gentherapie der westlichen Welt, sollte bei einer seltenen Stoffwechselkrankheit helfen. Sie erwies sich als Fehlschlag – zu teuer, zu wenig wirksam und nur eine zahlende Patientin.
Mögliche zukünftige Anwendungen
Hämophilie ADie experimentelle Gentherapie Roctavian kann das Blutungsrisiko bei einer Gerinnungsstörung drastisch senken und teure Substitutionstherapien überflüssig machen. Ein Antrag auf Zulassung in der EU wird noch geprüft.
Parkinson und AlzheimerWachstumsfaktoren sollen den Verfall des Gehirns stoppen oder die Produktion des fehlenden Neurotransmitters Dopamin anregen. Überzeugende Ergebnisse erbrachten diese experimentellen Gentherapien bislang noch nicht.
HerzschwächeGentherapien sollen zwei Fehlfunktionen des Herzens beheben: die schlechte Versorgung mit Blut und die mangelnde Reaktion auf Nervenreize. Bis dahin ist es jedoch noch ein langer Weg.
AIDS und BlutkrebsGenscheren können die Eintrittspforte für das HI-Virus verändern und den Körper vor einer Infektion schützen. Und sie unterstützen Immunzellen beim Kampf gegen Krebs.
zellstoff - der Blog
13. Januar 2021
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